In gut einem Monat jährt sich der Anschluss der Republik Österreich beim damaligen deutschen Reich zum 80. Mal. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Österreich sich gerne und stark darum bemüht sich als “erstes Opfer” der national-sozialistischen Agression und Eroberungsdrang darzustellen. In Wirklichkeit ging der Anschluss fast reibungslos über die Bühne, ein Zeichen dafür, dass die damalige Bevölkerung dieses Ereignis durchaus positiv bewertete. Die bekannte Bilder von der deutschen Wehrmacht die von den Österreichern jubelnd empfangen wird, waren keine Propagandamasche aus der Trickkiste von Minister Joseph Goebbels. Sie waren Tatsache.
Ganz aus heiterem Himmel kam der Anschluss allerdings nicht: namhafte österreichische National-Sozialisten, wie etwa Arthur Seyss-Inquart, waren schon Mitglied der Bundesregierung in Wien. Er hatte das Amt des Innenministers inne. Nachdem Bundeskanzler Kurt Schussnigg unter deutschem Druck am 11. März 1938 zurücktrat weil Hitler dessen Plan für eine Volksbefragung nicht goutierte, wurde Seyss-Inquart zum Bundeskanzler befördert. Damit war eigentlich das Schicksal Österreichs schon besiegelt: als der neue Bundeskanzler am ersten Tag seines Amtstermins ein Telegram nach Berlin schickte, worin um den “Schutz” des deutschen Reichs gebeten wurde, war der Wortlaut dieses Telegrams von Hermann Goering persönlich per Telefon diktiert worden.
Ein alter Witz lautet, dass die Österreicher wohl besonders schlau sind, da sie die Welt glauben liessen, Adolf Hitler sei ein Deutscher und Ludwig von Beethoven ein Österreicher. Tatsache ist, dass im Vergleich zu Deutschland Österreich sich viel weniger stark bemüht hat um eine grundlegende Aufarbeitung der Nazi-Herrschaftszeit. Gross war die Verlegenheit als 1986 ans Licht gebracht wurde, dass der ehemaliger österreichischer Generalsekretär der UNO, Kurt Waldheim, sich im Zweiten Weltkrieg in Jugoslawien besonders ausgezeichnet hatte bei der Partisanenbekämpfung, was er in seinem Biografie verschwiegen hatte. Auf solche Ereignisse reagieren die Österreicher oft mehr mit Trotz als mit Scham: Waldheim wurde problemlos als Präsident der Republik Österreich gewählt.
In diesem Umfeld startete der selfmade Millionär Jörg Haider seinen rasanten Aufstieg in der Nationalpolitik. Als Landeshauptmann vom Bundesland Kärnten verstiess er sich zu der Bemerkung “das national-sozialistische Deutschland hatte wenigstens eine ordentliche Beschäftigungspolitik geführt”. Diese Aussage blieb Zeit seines Lebens an ihm hängen und verhinderte wohl eine formelle Rolle in der österreichischen Nationalpolitik. Nichtdestotrotz führte er die Freiheitliche Partei Österreich sehr geschickt, was im Jahr 2000 zu der Beteiligung am Kabinett von Wolfgang Schüssel führte, damals für die Europäische Union Anlass um Österreich mit einigen kleineren Sanktionen zu belegen.
Jetzt sind wir 20 Jahre weiter und erneut stellt die FPÖ Mitglieder im Bundesregierung. Vertreter der jüdischen Gemeinschaften weigerten sich am Holocaust-Gedenktag teilzunehmen mit Vertretern der FPÖ, weil ein Spitzenkandidat dieser Partei Mitglied ist in einer Burschenschaft wo antisemitische Lieder gesungen werden. “Wir wollen mit diesen Menschen nicht gedenken”, so die Vertreter.
Sanktionen zu erteilen traut man sich in Brüssel allerdings nicht mehr zu. Die werden jetzt reserviert für die aufmüpfige Regierung Polens.