Sein Lebenslauf liest sich wie ein spannendes Buch. Willem Holleeder (59) war mit 18 schon im Visier der niederländischen Justizbehörden geraten: Geschäfte mit illegaler Arbeitsvermittlung bescherten ihm eine erste Gefängnisstrafe von sechs Wochen. Mit 25, im Jahr 1983, landete “die Nase”, so sein Spitznamen, seinen grössten Coup: mit drei Kumpanen entführte er den Biermagnat Alfred Heineken und dessen Fahrer. Es wurde ein Losegeld von 35 Millionen Gulden bezahlt.
Es folgte eine beispiellose Komödie. Willem Holleeder und Cor van Hout setzten sich nach Paris ab, wo sie nach einiger Zeit von der Polizei verhaftet wurden. Dummerweise stammte der Auslieferungsvertrag zwischen Holland und Frankreich aus uralten Zeiten: Auslieferung wegen Entführung war schlicht nicht möglich. Holleeder und Van Hout wurden in die Karibik geflogen und auf der Insel St. Martin inhaftiert. Besonderes Merkmal dieser Insel: sie gehört zur Hälfte der französischen Republik und zur Hälfte dem Königreich der Niederlanden. Man behauptet, die französische Behörden könnten die beide Herren irgendwann über die nicht überall deutliche Grenze schupsen. Daraus wurde aber nichts. Auf Grund eines neuen Auslieferungsvertrags wurden die Entführer schlussendlich am 31. Oktober 1986 an die Niederlande augeliefert. Beide kassierten elf Jahre Haft.
Die Haftzeit von Holleeder hatte nicht die Wirkung, die die Justizbehörden sich erhofften: am Ende der neunziger Jahren beschäftigte Holleeder sich damit den Immobilienmogul Willem Endstra zu erpressen, nachdem Endstra über Jahren Geldwäscherei betrieben hatte für Holleeder. Hierfür wird “die Nase” im Jahr 2007 erneut zu einer Haftstrafe verurteilt: diesmal sinds es neun Jahre.
Holleeder entwickelte sich nach seiner Freilassung irgendwie zu einem Kultstar: er erhielt sogar eine eigene Spalte in einer wöchentlichen Zeitschrift. Die Vergangenheit sollte ihn aber wieder mal einholen.
2004 wurde Endstra umgelegt. Auch fanden fünf weitere Abrechnungen statt im kriminellen Milieu. Seit letztem Montag wird Holleeder hierfür beim Gericht in Amsterdam zur Verantwortung gezogen. Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft diesmal eine lebenslange Haftstrafe beantragen wird. Folgen die Richter dieser Forderung, dann wäre damit endlich einen Schlussstrich gezogen unter einer der schillerndsten Laufbahnen in der niederländischen Unterwelt.