Der Spanier Juan Antonio Samaranch, seines Zeichens Vorsitzender des Internationalen Olympischen Komitees von 1980 bis 2001, hatte die Gewohnheit bei der Schlusszeremonie der jeweiligen Olympischen Spielen zu verkündigen, dies seien “die beste Spiele aller Zeiten gewesen”. Ein schlauer Trick: schmeichelhafte Worte für den Veranstalter und für das Organisationskomitee der nächsten Spielen eine Ermutigung den gleichen Lob zu ernten.
Seit einer Woche flimmern über die Bildflache des Fernsehens wieder die Bilder der Winterspielen, diesmal im südkoreanischen Pyeongchang. Ein Mann wird sich die Bilder wahrscheinlich nicht anschauen, oder wenn schon, dan nur mit versteinerter Miene: Camiel Martinus Petrus Stephanus Eurlings.
Sein Laufbahn war wie aus einem Bilderbuch: mit 20 wurde er Mitglied des Gemeinderats von Valkenburg aan de Geul, seinem Geburtsort im niederländischen Limburg. Mit 24 wurde er Mitglied im Parlament, mit 30 zog er ins europäische Parlament ein, er leitete die niederländische Delegation der Christdemokraten. Mit 33 wurde er bereits Verkehrsminister. Nach seiner Amtszeit wechselte der Diplomingenieur Juli 2011 in die Privatwirtschaft: er wurde Vorstandsmitglied bei der niederländischen Fluggesellschaft KLM und zuständig für den Güterverkehr.
Im Jahr 2013 folgte eine Beförderung: er wurde CEO bei KLM. Im gleichen Jahr wurde Eurlings zudem Mitglied des IOK, als Nachfolger von Prinz Willem-Alexander, der in diesem Jahr das Erbe seiner Mutter antrat und König wurde. Damit hatte der Sunnyboy Eurlings seinen Zenith allerdings erreicht.
Der Spitzenjob bei KLM war er im nächsten Jahr schon wieder los. Anscheinend wollte keine Sekretärin mehr für den Choleriker arbeiten. Aber es kam noch schlimmer: 2015 wurde Eurlings an einem Sommerabend im Garten seiner Eltern handgreiflich: seine Lebensgefährtin erlitt einen gebrochenen Ellenbogen und Prellungen. Mit der Staatsanwaltschaft handelte Eurlings sich einen smarten Deal aus: einige Tage Zivildienstleistung verhinderten, dass er strafrechtlich verfolgt wurde.
Das IOK rückte aus mit einem Persilschein: der Fall sei reine Privatsache und tangierte seine Tätigkeiten für die Olympische Bewegung keineswegs. In Holland aber herrschte immer wieder Unmut, vor allem weil Eurlings nie offenlegte, was genau passiert war an jenem schicksalträchtigen Abend. Mehrere Sportfunktionäre hatten Bedenken, dass ein Mann der eine Frau verprügelt hat von Amts wegen einen Sitz hat im Niederländischen Olympischen Komitee, immerhin ein Gremium das sich auch befasst mit Themen wie sexuelle Übergriffe gegen jugendliche Sportler.
Mit Blick auf die Spiele in Südkorea wurde der Druck auf Eurlings immer grösser. Anfang Januar entschied er sich sein Amt im IOK zur Verfügung zu stellen. Im höchsten Sportgremium der Welt sind die Niederlande jetzt nicht mehr vertreten.